Sonntag, Mai 03, 2020

Lesen lernen

Lesen muss neu gelernt werden. Die Mimik der Mitmenschen ist unter Stofftüchern verborgen. Es bleiben die Augen und die Stirn. Und es bleibt die Maske selbst, das Material, Gestaltung und Farbe.
Es unterscheidet sich der Frickler vom meditativen Edelbastler. Die gekaufte Spießermaske steht gegen Staubsaugertüten der Ignoranten. Dann der Ängstliche, der irgendwo eine FFP3 ergattern konnte. Aber vielleicht war er ja Chirurg?
Der Mensch mit Gasmaske wirkt dagegen eher etwas anachronistisch oder besser martialisch. Doch hatte Macron nicht von "Krieg" gesprochen?
Manche Schneider verzieren die neumodischen Gesichtsbekleidung mit Mündern, Nasen und Bärten. Das ist irritierend, ein wenig erinnern die statischen Grafiken an Mexikanische Totenfestverkleidung. Aber immer noch besser als die Aufarbeitung von gepunkteten Damenunterhosen aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts. Selbst diesen Modellen kann man eine gewisse Logik nicht versagen:
Der Menschen untere Öffnungen werden ja gemeinhin durch Schlüpfer verborgen. Nun auch noch die oberen, nur die Ohren sind noch offen. Schnauze halten, hört, was euch die Obrigkeit zu sagen hat. Die Korona-Maske als Stigma des gemeinen Volkssklaven unter der mentalen Knute eines dilettierenden Opportunisten.
Entscheidungen abgewogen und getroffen nach analysierter Zustimmung von Hauptwählergruppen und Zeitungsbesitzern. Sie werden vom opportunistischen Basispostulat legalisiert: "So vieles ist möglich, die Auswirkungen sind eh nicht vorhersehbar, letztendlich lässt sich hinterher alles uminterpretieren, und so schlimm wird es schon nicht kommen". Damit kann man ruhig schlafen gehen, denn egal in welcher Entscheiderebene man sich befindet, die Verantwortung wird so automatisch in erträglichen Grenzen gehalten.

Jetzt ist es anders: Wer heute die falsche Entscheidung trifft, oder eine Entscheidung, die vom Souverän als falsch angesehen werden kann, ist erledigt.
 Und das wird in Geschichtsbücher geschrieben!

Virenpolitik fordert geistige Fixierung; einen Standpunkt, von dem aus entschieden wird. Für einen Opportunisten unerträglich, Endstation: Wahnsinn.
Ständig drehen sich die gleichen Gedanken im Kreis; finden weder Anfang noch Ende: was wäre wenn?.
Nichts tun geht auch nicht; das Volk murrt immer lauter, die Wirtschaft stirbt.
Ein Ausweg: unser Opportunist wird -von einer Partei oder irgendeinem Umstand- zu einer Entscheidung gezwungen.
Er kann dann  eindringlich vor Konsequenzen warnen und unter theatralem Protestgeheul agieren. War es falsch, hat er gewarnt; war es richtig, werden angesichts des Erfolges, seine Einwände bald vergessen sein. Ruhm und Nachruhm wären sicher. schließlich trug er ja die Herrscherkrone.
Aber was, wenn nur noch Opportunisten Politiker spielen?

Montag, März 30, 2020

Wider das Vergessen: Nachtrag aus Friedenszeiten: Diesen Weg auf den Höhˋn...

...bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Liiieda...
Ein bisschen Februarfrieden war Thüringen gegönnt; so wie Herbert Roth sich das wünschte. Weltbekannte, singende Frisöre waren seltene Vögel auf dem Rennsteig.
Zumindestens zwischen 1945 und 1989; da bestimmte die Partei der Arbeiterklasse, heute PDS, welche Lieder erklangen.
Der Herbert konnte von Glück sprechen, das er mit seiner Kapelle gutes Geld verdienen durfte; Kaiser Ulbricht gefiel das schlichte Geträller.
Inzwischen schwimmen viele eitle Vögel auf den trüben Gewässern der Macht im Land der Rostbrätel.
Betrachten sich zufrieden in den medialen Zerrspiegeln, die stets Schönheit und Klugheit widergeben, wenn die richtige Phrase erklungen ist: Könige und Königinnen ohne Kleider.
Ein Viertel der Untertanen hatte das wohl bemerkt und wollte den lächerlichen Hofstaat nicht mehr goutieren. 
Also suchten sie sich, unter den genehmigten Alternativen, ein anderes Herrscherhaus, das war blau statt rot oder grün. 
Die Kaiserin, die in der grossen, wilden Stadt residierte, äußerte sich nicht; letztlich waren die Blauen in der Unterzahl, konnten das Land nicht regieren. 
Vorsorglich hieben die kaiserlichen Propagandisten, die vierte Macht im Staate, schon mal auf die Blauen ein: die kämen aus den schwärzesten Höllen der Geschichte, in den Landtagen röche es nun nach Schwefel und Bittermandeln.
Außerdem hätten viele Blaue eine abgeschlossene Ausbildung, seien gar Doktoren oder ähnlich verdächtige Defätisten, Häretiker eben. So etwas wurde früher auf Scheiterhaufen verbrannt! 

Eine Zusammenarbeit mit denen sei daher -für aufrechte demokraturische Parteisoldaten- ausgeschlossen.
Das alte Regierungsprogramm der Caiserlich Demokraturischen Union wurde vernichtet, glich es doch den aktuellen Papieren der Widerborste wie ein Ei dem Anderen. 
Der CDU- Bannfluch liess nicht lange auf sich warten; drastischen Strafen hingen jetzt wie Damokelesschwerter über den unseligen Verirrten, die eine -wie auch immer geartete- Kontaktaufnahme mit den Blauen wagen würden.

Demokratische Wahl hin oder her, papperlapapp, das gälte ja nur, solange richtig gewählt würde. 
Gesetze sind nur gültig, wenn sie im Einklang mit der herrschenden Meinung sind.
Lächerlich: Freistaat!
Aber schon Orwell wußte:  manche sind eben etwas freier, manche weniger.
Und: Blau war schon immer die Farbe des Feindes.

Mittwoch, März 25, 2020

Landjäger

Hysterie in Schland. Klopapier wird gehamstert. Ausgerechnet Klopapier. Der Deutsche hat Angst, sich im Krisenfall nicht mehr dreilagig den Arsch abwischen zu können!
Auch wenn er sterbenskrank in Quarantäne sitzt- der Arsch ist sauber.
Aber vielleicht wird auch nur das halbe Land von Arschlöchern bewohnt.
Toilettenpapier, Nudeln, Reis und Mehl in Unmengen liegen im Korb, (weil man gehört hat, dass man das kaufen müsse). Sie haben in ihrem Leben nie gebacken und sagen, wenn sie später die leeren Regale sehen: wir haben alles richtig gemacht: "is ja allet alle"!

Die Lebensmittelkonzerne stecken das weg und werden in einem Monat nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld, die Frage wird sein, wieviel es dann noch wert ist.
Die Presse heizt Panik an. Die vier "T": Titten, Tränen, Tiere, Tote.
Irgendwie war das alles zu ahnen. Von dem Augenblick an dem die Ansteckungswelle in China so brutal schnell anschwoll.
Altersweisheit? Eine höhere Sensibilität, die aus Erfahrungen entstanden ist und viele, sonst unbeachtete Anzeichen interpretiert und meistens richtig beurteilen kann? Ich weiß es nicht.

Was ist jetzt zu tun, was ist wichtig?
 Lebensmittel wird es ausreichend geben, Strom, Gas und Benzin werden weiter produziert, solange es noch Menschen gibt, die sie produzieren können.
Wen niemand mehr an den Werkbänken steht, ist alles zu Ende.
Dann stecken wir in einem Szenario, das Melancholia wie einen Kinderfilm scheinen lässt.

Denn das Sterben geht langsamer! Wie zerbrechlich, wie dünn ist die Hülle, die wir Zivilisation nennen. Aber das wissen wir, sie platzt ja auch immer mal wieder auf- in allen Kriegen.
Bis die Urinstinkte frei werden, braucht es aber noch eine deutliche Verschärfung der Lage, dann wird Klopapier vergessen sein: denn um Scheiße abwischen zu können, muss man erst einmal essen.

Montag, März 23, 2020

Aus-Flug

Im Flug den Berg hinab, über die Rinnen, Gleise, den ungepflasterten Nebenweg. Am Italiener, am Fleischer -in Sonntagsruhe- vorbei. Die Kälte beisst, die Russenpeitsche peitscht gegen den Oberkörper. Auf der Brücke, zwei Welten: geteilt nach links und rechts. Auf der Rückfahrt wird die Welt verkehrt sein, die bewegte Seite links, die Ruhige rechts.
Eine Gerade, die schwerer fällt; ich habe die Kälte unterschätzt. Ostwind ist oft härter als der weiche Westwind- so ist das, wenn die Russen kommen. Nach der Kurve fahre ich an einer Verteidigungslinie gegen Hundescheiße vorüber. Laminierte, multilinguale Rethorik gegen Gleichgültigkeit und den Egoismus flattert im Eishauch. Ellenbogen- Kindergarten Deutschland: Ordentlich den Arsch mit Papier abwischen- das ist hier das Maß für Lebensart im Pandemiezeitalter.
Woody Allen kann sich diese nationale Kuriosität nicht entgehen lassen. Aus "Krauts" werden gerade "Shits"; sei vorgemerkt für den nächsten Weltkrieg.
Auf der, für Durchgangsverkehr gesperrten, Straße ins Naturschutzgebiet fahren nur wenige Autos. Einige Hunde gehen aus, Kinder eiern lernbedürftig mit winzigen Fahrrädern von einer zu anderen Seite. Ich biege auf die Wiese ab; Ruhe.
Schiebe das Rad einige hundert Meter über frische Stoppeln. Ein Waldrand. Die Sonne wärmt. Ich bleibe länger stehen, auf einer nahen Lichtung schreit ein Kranich, dort stehen aber Zwei. Ich kann den Schreihals vom Stummen nicht unterscheiden; vielleicht schreien auch beide.
Über der weiten Wiese steht die Sonne, bedrohlich in ihrer Größe und Helligkeit. In spätestens zwei Monaten kann sie uns, wie in den letzten beiden Jahren, das Leben zur Hölle machen. Unablässig, unbarmherzig, brutal.
Heiß war es, von morgens bis Abends, kein Regen. Jetzt zeigt sie nur die Instrumente. Es ist Mitte März, Frühlingsanfang. Noch ist sie mild.
Die Landschaft beruhigt, ist interessant und eigentümlich. Unweit eine Insel mit geraden, dünne Stämmchen; im Kontrast zur ergrünenden Wiese und einer kahlen Linde. Die ewigen Tauben blöken von Weitem, sie stören nicht. Dann ist es still. Wind hebt an, aus dem Nichts schwebt leises Rauschen über die Wiese, ein Flüstern. Es dringt mir ins Gemüt: das "Einssein" mit dem erwachenden Frühling, ein befreiender Optimismus, der keinen Grund braucht, erfasst mich.
Es gibt keine Sorgen!
Natur ist Leben; es ist nicht nur der Wald, der heilt.

Samstag, Oktober 12, 2019

Mit uns geht- die neue Zeit; irgendwo hin...

Die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus ist beendet. Der kalte Krieg ist somit vorbei.
Diktaturen in Europa gibt es nicht mehr; es herrschen nun Demokratie und Meinungsvielfalt. In Albanien vielleicht nicht so ganz. Aber liegt das überhaupt in Europa?
Die demokratische Meinungsfreiheit gilt natürlich nur für die richtige Meinung! Die muss täglich neu verifiziert  und zementiert werden.  Meinung bekommt man nicht geschenkt. Deshalb bietet sich eine morgentliche Zeitungsschau an: gegen 6.30 Uhr, so wie ich es aus der Schulzeit kenne. Einer liest dann die richtige Meinung vor und die Zuhörer verinnerlichen im Halbschlaf das tägliche, mentale Brot. An Meinung muss man glauben. Morgens frisch, ist sie abends schon etwas abgenutzt und verlangt nach Regenerierung. Denn über den Tag hat sie eine Menge auszuhalten. All diese Alltagsfakten- die ihr widrig entgegenstehen, ihr offen ins Gesicht blasen. Jeden Tag müsse das Zusammenleben ja neu ausgehandelt werden, sagen die Leute.
Aber: wir schaffen das schon- irgendwie- oder so...

Mittwoch, Oktober 09, 2019

Herbst

Ich fahre übers Land; und wieder im Herbst: das besondere Licht.
Die Landschaft wird neu entdeckt. Erwartungsvoll um bekannte Kurven, durch schwarzen, schmatzenden Schlamm enger Waldwege.  Pilze haben sich durch den Teppich aus abgestorbenem Blättern, Zweigen und Moos geschoben. Feuchtigkeit macht sie zu feinem Steinzeug: keramische Kunstwerke des Herbstes.
Die giftigen sind am Schönsten. Dort laden rote Glückspilze zum Genuss. Leuchtendes, lockendes Rot gegen den graubraunen Waldboden. Knollenblätterpilze hauchen erst auf den zweiten Blick einen Todesatem von Vergänglichkeit entgegen.
Was man essen kann, steht eher rum, wie Schweine in einem Schlachthausgatter. Grau und massig. Überall, irgendwie gewöhnlich, Nahrung eben. Manchmal ein stolzer, hochgewachsener Riese, aber meistens nur die kleinen, knackigen Mitläufer. Die von Maden überfallenen versuchen den äusseren Schein zu wahren, aber irgendwann ist Schluss, sie sterben langsam an Auflösung.
Richard Wagner- Licht: müde, satt und trotzdem kraftvoll; Lichtfarbe und Sonnenstand konturieren bekannte Umrisse und geben ihnen Tiefgründigkeit: das ist die Weisheit des Alters, des sterbenden Jahres.
Geniesst dieses Geschenk, nehmt es an!
Bald herrscht der Tod.

Mittwoch, Oktober 02, 2019

Hans Dampf

Kaum rühren ein paar Trottel jenseits des Atlantiks irgendwelche berauschenden Öle in ihre Dampfmaschinen, werden folgerichtig krank, springt einige tausend Kilometer ostwärts der mediale Deckel von der Kiste und der zuständige Kasper schnellt heraus.
Nun werde man sich die E- Zigarette noch einmal vornehmen, dröhnen die Regierungssprachrohre.
Maschinenstürmerei ist uralt und stellt sich diszipliniert in die Reihe ähnlicher Verkündungen, die alle das gleiche imbezile Stigma tragen: verantwortungsloser Aktionismus ohne Realitätsbezug.
Seit der "Regulierung" elektrischer Zigaretten steht der Dampfer mit rotem Kopf vor dem wissend grinsenden Postboten; muss er doch für den Empfang seines neuen Akkuträgers mit Altersnachweis quittieren.
Die Verpackung droht ihm dann: hier sei süchtig machendes Nikotin enthalten.
In einer leeren Metallhülse!
Betrachtet der interessierte Staatsbürger derzeit das Gefüge von Fakten und darauf folgendem Aktionismus, gerät er leicht in dumpfes Brüten über den Geisteszustand des Souveräns.
Alles, was Schaden anrichten kann, wird man sich wohl "noch einmal vornehmen":

Messer, Autos, Steine; einen Fön kann man ins Badewasser werfen, um Mann/ Frau/ Divers zu töten.
Folgerichtig sollte "Das Böse" einfach verboten werden! "Das Böse" hat ein Gesicht; nach von Triers Lehrfilm "Antichrist" wissen wir es genau: es ist der Mensch.

Dienstag, Februar 26, 2013

Kietzkommunikation

Hinunter bis zur Greifswalder Strasse, dort fährt die Strassenbahn: ein Hindernislauf.
Vor der Haustür blockieren mehrere Kinderwagen den Zugang zum Fussweg, die potentiellen Insassen taumeln ziellos über das winterglatte Pflaster. Mal zwischen den Beinen der Eltern herum, mal einfach so, nach links- oder rechts, unberechenbar. Alle wohlgestylten Eltern scheinen sich gut zu kennen, allen geht es “Super”, es wird mit aufgesetzter Gestik fabuliert. Die Sprache überdeutlich, die Worte bedeutungsschwer und wissend. Komiker Grillo, Berlusconi und ähnliche italienische Wahlsieger werden in der Berliner Szenestrasse “kommuniziert”. Warum immer wieder auf den Beruf Grillos hingewiesen wird, ist unklar. Schliesslich sollte ein guter Komiker einen besseren Politiker abgeben können, als ein krimineller Entertainer. Korrekt müsste es dann heissen: der Komiker Grillo und der Kriminelle Berlusconi… . Aber es ist immer nur Grillo, dessen Beruf an seinem Namen zu kleben scheint.
Vielleicht ist es der sprichwörtliche Deutsche Neid (der asozialen, eingewanderten Neudeppen vom Prenzlauer Berg) auf einen guten Komiker in der Regierung. Kriminelle hatten wir dort ja schon genug, aber leider nur schlechte Komiker.
Zugestöpselte Hipster stürmen auf Rempelkurs entgegen; halboffene Münder, die den Mimiken einen dämlichen Grundton aufprägt. Alle Augenblicke nuckeln sie an der zur Grundausstattung gehörenden Bierflasche oder irgendeinem “togo- Gesöff”.  Einer gähnt, dass man meint, die Pflastersteine unter ihm zählen zu können.
In der Strassenbahn lehnt ein Mann am Fenster, blickt auf den Verkehr und singt sehr leise. Es ist unglaublich ehrlich, unglaublich beruhigend…

Mittwoch, Dezember 19, 2012

Entfaltung

Das ist so schön an der Demokratie: man kann sich entfalten, endlich!
Während man früher, von -beispielsweise der Kommunistenknute- klein zusammengefaltet, auf den ewigen Schulbänken der dreifaltigen Gesellschaftswissenschaft hockte, ging nach Neunzehnhundertneunundachzig das große Aufatmen durch die Reihen der Unterdrückten.
Es entfalteten sich Karrieristen, Egoisten und Opportunisten; Schwätzer, Spitzel und Spießer. Bis heute hält die Entfaltung an: man kann alles sagen, was man denkt, ausser gegen: den Klimawandel, den Fluch der Atomwirtschaft, die Ausländerkriminalität und freilaufende, glückliche Hühner.
Andere Themen kann man auf großen Plätzen herausschreien, aber es interessiert niemanden: die Frechheiten der GEZ, die moralische Verkommenheit von Ministern, die Kinder als Alkohol- Testkäufer benutzen wollen, oder gestohlene Daten zur Strafverfolgung nutzen (Steuer- CD).
Genausowenig interessiert das sozialpolitische Denkmal eines Wirtschaftskriminellen (Peter Harz), oder die gemütliche Residenz Zumwinkels, die so gar nicht der Unterkunft eines armen Schweines gleichen will, der den Staat um weit geringere Summen betrogen hat.
Helmut Kohl ist nie in Beugehaft gewesen (Ehrenwort), brutalstmögliche Aufklärer eigener Verfehlungen sind von der Bildfläche verschwunden.
Vergessliche Geldkofferträger wurden Bundesfinanzminister und ein DDR- Lehrer entfaltete sich zum Bildungsminister eines deutschen Landes (Rupprecht, Brandenburg).
Die Demokratie schreitet fort, wohin sie schreitet, ist an den generierten Verordnungen und Gesetzen abzulesen. Und da gibt es Hoffnung: so sollte das neue "Beschneidungsgesetz" als glorreicher  Schritt in die gesellschaftliche Zukunft angesehen werden.
Nur um Tage, Wochen -oder höchstens Monate- dürfte es sich handeln, bis dieses Vorbild gesellschaftlicher Toleranz  leuchtende Ableger gebiert. Zwingend wäre,  zu Beispiel, die Erweiterung des "Beschneidungsgesetztes" auf Mädchen -im Sinne der demokratischen, geschlechtlichen  Gleichberechtigung.

Oder eine gesetzlich verankerte Wahlmöglichkeit zwischen den Strafrechten der Religionen: Handabhacken und Steinigung wären preiswerte Alternativen zu langjährigen, teueren Gefängnisstrafen.

Anfrage an Radio Erewan: "Kann eine Demokratie demokratisch sein?"
"Im Prinzip ja, aber kann ein Zitronenfalter Zitronen falten?"

BBC

Mittwoch, September 22, 2010

Feesbuck

Die meisten Menschen leben inzwischen allein, werden immer unzufriedender und egoistischer.
Dafür haben sie angeblich aber immer mehr Freunde.
Was auch immer darunter verstanden wird... .
Facebook gaukelt ihnen vor, dass, wenn zwei Menschen über ihre Speisefolge reden, diese befreundet sind.
Mental verkrüppelt sind sie, arme Schweine, kann man auch sagen.

Samstag, Oktober 31, 2009

Margots Wachtraum

Fünfzig Prozent der ehemaligen DDR- Bürgern gehe es heute schlechter als vor der Wende- meldet Margot Honecker - anlässlich des sechzigsten Jahrestages der DDR- Gründung- aus dem fernen Chile.
Leider hatte sie nie eine Ahnung vom DDR- Leben und sie hat sich, wie viele Angehörige der herrschenden Arbeiterklasse, offensichtlich nie bemüht, in die Tiefe der materiellen und geistigen Welt des Volkes hinabzusteigen. Hätten sie es nämlich getan, und wären sie noch dazu in der Lage gewesen, die Situation zu begreifen- wären die Chancen nicht schlecht gewesen, den lächerlichen Untergang zu verhindern. Oder ihn wenigstens mit einigem Stolz, statt mit fassungsloser Hilflosigkeit, zu ertragen

Freitag, Oktober 23, 2009

Wiedersehen

Im Keller des Discounters, abgestiegen in den Untergrund menschlicher Unzuläglichkeiten: Gier und Konsumwahn.
Zwischen den vermeintlich Hungernden- das stinkende Mädchen in Lumpen, dreht ein Glas Nußcreme hin- und her.
Sie stinkt wirklich, es ist nicht möglich zu sagen, wonach.
An ihr vorüber hetzen Konsumenten zur Kasse; "Na,das hat sich doch gelohnt"- steht über dem Kellereingang.
Nach einer halbe Stunde fährt die zerlumpte Frau ans Tageslicht, es hatte sich gelohnt, der Hunger war von grundsätzlichem Ekel abgelöst worden, diesem Ekel, dem sie schliesslich ihre Metamorphose verdankt.

Montag, September 03, 2007

Lebens-Mittel

Im Hauseingang sitzt eine abgerissene, junge Frau auf der Steinstufe, speckig- dunkele Hose und Hemd. Ihre helle Haut schimmert zwischen den Rissen durch. Wie ein absichtlich in Fetzen gehülles Kleinod. Sie blickt aufmerksam auf den weißen Becher in der linken Hand. Mit dem rechten Zeigefinger holt sie bedächtig grünliche Pampe aus dem Becher und steckt ihn in den Mund.
Sie ißt, ihre ganze Konzentration ist auf den einen, wichtigen Moment ausgerichtet: den beschmierten Zeigefinger in den Mund führen und ablecken, nur nichts daneben tropfen lassen.
Nichts und niemand kann sie in diesem Augenblick ablenken; würde sie zusammengeschlagen, vergewaltigt, erschossen oder verhaftet, sie würde sich nicht wehren.
Nur dieser Finger ist wichtig und das der Brei vollständig den Mund erreicht.
Das Kind an der Straßenecke gegenüber schmatzt an einem Eis herum, als es den Kopf seitlich neigt, um die Waffelseiten abzulecken, klatscht die Eiskugel auf das Pflaster. Der Junge starrt auf seinen matschigen, verlorenen Genuß, seine Fassungslosigkeit dauert Sekunden.
Dann sucht er Publikum, für das es sich lohnt, zu lamentieren.
Die junge Frau lehnt an der bröckligen Hauswand. Sie hat die Augen geschlossen und scheint zu schlafen.
Der Junge blickt sie lange an. Sieht die Zufriedenheit in ihrem Gesicht und den leeren Pappbecher neben den zerlöcherten Turnschuhen.
Die Obdachlose spürt sein Starren. Öffnet kurz die Augen und lächelt.
Das Kind weiß nicht, wie es reagieren soll. Seine Augen suchen Halt, nach einem Hinweis, der erklärt: warum lacht diese zerlumpte Hexe? .
Es findet nichts, dreht sich verwirrt zur Seite -Eis und Protest sind vergessen- und stolpert schließlich die Straße hinunter. Als er sich noch einmal umdreht, ist der Hauseingang leer, nur die dunkelbraune, abgeblätterte Farbe der alten Haustür erinnert an sein Schokoladeneis...

Mittwoch, März 21, 2007

Mond sein

Nun sind wir bald auch noch Mond. In fünf Jahren werden Germanen in einer Rakete zum Mond fliegen. Was die dort wollen? Ein bischen angeben vielleicht, Steine sammeln, mit einem Daimler herumfahren, eben das, was man auf dem Mond so macht.
In den Mond schauen ja schon einige: Rentner, Arbeitslose über fünfzig, Billigjobber.
Es ist eine geniale Idee, die auch noch dorthin zu schießen. Das klärt mit einem Schlag soziale Probleme...

Donnerstag, März 08, 2007

Deutscher Michel

Erst war er Papst, jetzt ist der deutsche Michel Europa. Seine Nachtmütze war zu nationalistisch seine Tabakspfeife zu ungesund.
Das Auto, mit dem er an Wochenenden manchmal Ausflüge machte, ist zu schmutzig für die Stadt. Außerdem sind Fahrverbote -natürlich am Wochenende- in der Diskussion.
Die das Sagen haben, rauschen am Michel vorbei; in schweren, steuerfreien Limousinen. Manchmal fliegen sie auch über ihn hinweg nach Mallorca, eine schwarze Kerosinwolke hüllt dann den Michel ein.
Die das Sagen haben machen Gesetze für den Michel; gute Gesetze, den der Michel soll lange gesund bleiben.
Er muß schließlich für das Ganze bezahlen...

Freitag, März 02, 2007

Manche mögens heiss...

Ich würde sie auf einhundertfünfzig Jahre schätzen; einhundertfünfzig Jahre hat es die Eckkneipenkultur in Berlin gegeben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren Berliner Kneipen wichtige Treffpunkte im am dichtesten besiedelten Bezirk Europas: Prenzlauer Berg. Hier wurde gelacht gestritten, geraucht und getrunken. Kneipen waren das notwendige, kommunikative Ventil im engen Arbeiterbezirk, für viele ein zweites -gemütlicheres- Zuhause. Es bildeten sich Stammtische und besondere Riten (z. Bsp. klopfen auf die Tische beim kommen und gehen). Berliner Eckkneipen konnten mit anderen Lokalen nicht verwechselt werden.
Die Geschichte der Berliner Eckkneipen endet jetzt- im Jahr 2007 nach Christi.
Raucher werden zu mühsam geduldeten "Gesetzlosen" in Räucherkammern; der Logik des Geschehens im vereinten Europa folgend, wird Alkohol als nächstes verboten.

Gab es ja alles schon: wer erinnert sich nicht an den fröhlichen Prohibitions- Film mit Jack Lemmon. Noch konsequenter: im 17. Jahrhundert wurden Raucher in Deutschland einfach hingerichtet.
Aber die Todesstrafe gibts hier nicht mehr, oder noch nicht wieder.
Wenn dann fahle Gutmenschen in meiner Eckkneipe an polierten Edelstahltischen stumm an ihrem Apfelsaft nippen, ziehen wir durch die übriggebliebenen Hinterhöfe.
Zu den Wochenend-Grillmeistern, die Bier über Schweinekamm spritzen und lachend ihren Frauen auf den Hintern klapsen.
Und wenn auch das verboten ist, dann gehen wir eben in den Reichstag, eine rauchen...

Freitag, Februar 16, 2007

RAF

Brigitte Mohnhaupt wird nach 24 Haftjahren entlassen!
Die Buntpresse jault moraltriefend auf.
Aber man muß sich die Veränderungen in Deutschland mal vorstellen, an die sie sich anpassen muß:

1. Die "Gesellschaftsalternative" ist weg, das kapitalistische System hat den kalten Krieg gewonnen.
2. Die soziale Marktwirtschaft geht auch gerade unter, wird von einem Raubkapitalismus abgelöst.
3. Das Bankgeheimnis ist abgeschafft.
4. Sie wird rund um die Uhr belauscht.
5. Fall sie noch ein altes Auto hat, kann sie bald nicht mehr durch die Innenstädte fahren.
6. Raucher sind zu Ungeheuern mutiert.
7. Die NPD sitzt in deutschen Landtagen.
8. Eine DDR- Pastorentochter, die als "Sekretärin für Agitation und Propanganda der FDJ" ihren festen, sozialistischen Klassenstandpunkt demonstrierte, spielt Bundeskanzlerin.

Wenn Frau Mohnhaupt nach ein paar Tagen Freiheit nicht schreiend ins Gefängnis zurückläuft, dann ist sie wirklich "resozialisiert", d.h. vollkommen erledigt.

Freitag, Januar 26, 2007

Winter

Ein paar Schneeflocken sind gefallen. Im Hain schuppern erste Schlittenkufen ihren Rost auf der Grasnabe ab.
So richtiges Rodeln ist das noch nicht. Mit Peter Hartz ist auch nicht richtig Schlitten gefahren worden, zuviel Kies...

Mittwoch, Januar 17, 2007

Gewaschen und rasiert...

Der deutsche Arbeitsmarkt springt an, erst langsam, nun immer schneller.
Ein wenig quietschen noch eingerostete Gelenke, die Verharzten waschen und rasieren sich.
Und dann gehts endlich los:
Informatiker werden gesucht, Computerfachleute, um die zwanzig, verhandlungssicheres Englisch, Spanisch und/oder Französisch wären von Vorteil. Natürlich ist auch etwas Berufserfahrung gefragt, so zehn bis Fünfzehn Jahre wären angemessen. Dafür gibts dann auch eine angemessene Entlohnung, mindestens doppelt soviel wie in Chenzou....
Harzens Peter steht inzwischen vor Gericht. Er hat sich erwischen lassen.
Aber bald brauchen wir ja seine Gesetze nicht mehr; die Vollbeschäftigung winkt auch den Trinkern von Prenzlauer Berg. Nur ein bischen umschulen lassen müssen sie sich noch: zum Manager oder IT-Profi beispielsweise.
Alles kein Problem, und in den Bäumen zwitschern die Vögel ihr Frühlingslied, am 17. Januar 2007.

Samstag, Dezember 09, 2006

action!

Da hat nun wieder ein geistesgestörter Schüler mit Pistolen um sich geschossen. Und schon schnellen die Kasper aus den Schachteln:
Schuldkasper: Internet und die Eltern sind schuld
Karrierekasper: nun profilier dich endlich, oder willst du ewig in der Provinzregierung rumhängen; diese Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.
Actionkasper: Internet verbieten, Waffenkäufe erschweren.

Würde man den Geschlechtstrieb verbieten, wäre das "Kinderpornoproblem" gelöst.