Mittwoch, Oktober 09, 2019

Herbst

Ich fahre übers Land; und wieder im Herbst: das besondere Licht.
Die Landschaft wird neu entdeckt. Erwartungsvoll um bekannte Kurven, durch schwarzen, schmatzenden Schlamm enger Waldwege.  Pilze haben sich durch den Teppich aus abgestorbenem Blättern, Zweigen und Moos geschoben. Feuchtigkeit macht sie zu feinem Steinzeug: keramische Kunstwerke des Herbstes.
Die giftigen sind am Schönsten. Dort laden rote Glückspilze zum Genuss. Leuchtendes, lockendes Rot gegen den graubraunen Waldboden. Knollenblätterpilze hauchen erst auf den zweiten Blick einen Todesatem von Vergänglichkeit entgegen.
Was man essen kann, steht eher rum, wie Schweine in einem Schlachthausgatter. Grau und massig. Überall, irgendwie gewöhnlich, Nahrung eben. Manchmal ein stolzer, hochgewachsener Riese, aber meistens nur die kleinen, knackigen Mitläufer. Die von Maden überfallenen versuchen den äusseren Schein zu wahren, aber irgendwann ist Schluss, sie sterben langsam an Auflösung.
Richard Wagner- Licht: müde, satt und trotzdem kraftvoll; Lichtfarbe und Sonnenstand konturieren bekannte Umrisse und geben ihnen Tiefgründigkeit: das ist die Weisheit des Alters, des sterbenden Jahres.
Geniesst dieses Geschenk, nehmt es an!
Bald herrscht der Tod.

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