Lesen muss neu gelernt werden. Die Mimik der Mitmenschen ist unter Stofftüchern verborgen. Es bleiben die Augen und die Stirn. Und es bleibt die Maske selbst, das Material, Gestaltung und Farbe.
Es unterscheidet sich der Frickler vom meditativen Edelbastler. Die gekaufte Spießermaske steht gegen Staubsaugertüten der Ignoranten. Dann der Ängstliche, der irgendwo eine FFP3 ergattern konnte. Aber vielleicht war er ja Chirurg?
Der Mensch mit Gasmaske wirkt dagegen eher etwas anachronistisch oder besser martialisch. Doch hatte Macron nicht von "Krieg" gesprochen?
Manche Schneider verzieren die neumodischen Gesichtsbekleidung mit Mündern, Nasen und Bärten. Das ist irritierend, ein wenig erinnern die statischen Grafiken an Mexikanische Totenfestverkleidung. Aber immer noch besser als die Aufarbeitung von gepunkteten Damenunterhosen aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts. Selbst diesen Modellen kann man eine gewisse Logik nicht versagen:
Der Menschen untere Öffnungen werden ja gemeinhin durch Schlüpfer verborgen. Nun auch noch die oberen, nur die Ohren sind noch offen. Schnauze halten, hört, was euch die Obrigkeit zu sagen hat. Die Korona-Maske als Stigma des gemeinen Volkssklaven unter der mentalen Knute eines dilettierenden Opportunisten.
Entscheidungen abgewogen und getroffen nach analysierter Zustimmung von Hauptwählergruppen und Zeitungsbesitzern. Sie werden vom opportunistischen Basispostulat legalisiert: "So vieles ist möglich, die Auswirkungen sind eh nicht vorhersehbar, letztendlich lässt sich hinterher alles uminterpretieren, und so schlimm wird es schon nicht kommen". Damit kann man ruhig schlafen gehen, denn egal in welcher Entscheiderebene man sich befindet, die Verantwortung wird so automatisch in erträglichen Grenzen gehalten.
Jetzt ist es anders: Wer heute die falsche Entscheidung trifft, oder eine Entscheidung, die vom Souverän als falsch angesehen werden kann, ist erledigt.
Und das wird in Geschichtsbücher geschrieben!
Virenpolitik fordert geistige Fixierung; einen Standpunkt, von dem aus entschieden wird. Für einen Opportunisten unerträglich, Endstation: Wahnsinn.
Ständig drehen sich die gleichen Gedanken im Kreis; finden weder Anfang noch Ende: was wäre wenn?.
Nichts tun geht auch nicht; das Volk murrt immer lauter, die Wirtschaft stirbt.
Ein Ausweg: unser Opportunist wird -von einer Partei oder irgendeinem Umstand- zu einer Entscheidung gezwungen.
Er kann dann eindringlich vor Konsequenzen warnen und unter theatralem Protestgeheul agieren. War es falsch, hat er gewarnt; war es richtig, werden angesichts des Erfolges, seine Einwände bald vergessen sein. Ruhm und Nachruhm wären sicher. schließlich trug er ja die Herrscherkrone.
Aber was, wenn nur noch Opportunisten Politiker spielen?